Der Titel werkzeugen verweist zunächst auf eine flektierte Form des Substantivs Werkzeug. Seine bewusste Kleinschreibung wandelt ihn zu einem vieldeutigen Begriff. Getrennt in ein Werk und zeugen verweist er auf die aktive, ja kreatürlich kreative Arbeit des Künstlers. Dieser wird so zum Erzeugenden, der seine Ideen gebiert oder zeugt. Substantiviert man diese beide Worte, dann wird Werk zum Zeugen des jeweiligen künstlerischen Prozesses. Als ErZeugnis erlangt es demonstrativen Charakter und transportiert Intention. Werkzeugen kommt darüber hinaus in Form von Handwerkszeugen des Künstlers die Aufgabe einer Synthese zu. Sie sind vielfältiges Hilfsmittel und Kraft potenzierende Gerätschaft, die den Künstler bei seiner Arbeit unterstützen. Ja, sie ermöglichen ihm erst, jene Visionen zu verwirklichen, die mit bloßen Händen allein nicht zu realisieren wären. Mit den Werkzeugen bildet sich also eine mechanische Brücke zwischen der Vision und ihrem Sein, zwischen Geist und Materie, also zwischen dem Künstler und seinem Werk.

Werkzeuge in Kunstwerken zu integrieren ist nicht nur ein Zeichen von Transparenz. Im künstlerischen Kontext wandeln sie unweigerlich ihren Charakter, wenn sie sich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Werk befassen, indem sie es (be)greifbar machen, in seiner Form halten oder es sogar in seine Form zwingen. Dabei bleiben die Werkzeuge nicht autark, würde man sie entfernen, wäre die jeweilige Arbeit zerstört. In den unterschiedlichen Kontexten offenbaren sie ihren ihnen innewohnenden ganz eigenen ästhetischen Mehrwert. Ja, sie behaupten ihre Ästhetik eben nicht allein als Hilfsmittel, sondern als von Menschenhand geformtes Design. Der berühmte Design- und Architekturleitsatz „Form follows Function“ muss hier in eine Gleichung umgeformt werden, denn bei HAWOLI folgt die Form nicht der Funktion, sondern hier ist: Funktion = Form.

Mario Fuhse 2018